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Mount Everest 2002

Einige Aspekte der Besteigungsstatistik

Zum Ende der Nachmonsun-Saison 2002 gab es 1659 Besteigungen des Mount Everest. Obwohl der der Höchste ist und daraus einige schwerwiegende Probleme entstehen, die es an "niedrigen" Achttausendern nicht gibt, ist der Mount Everest damit der meistbestiegene Achttausender. Selbst der Cho Oyu zählt etwa 20% weniger Besteigungen.

Wir möchten hier einige Aspekte der Route über den Nordgrat herausarbeiten:

  • Wie verteilen sich die Besteigungen auf die beiden Normalwege und die anderen Routen?
  • An welchen Tagen fanden die meisten Gipfelbesteigungen statt?
  • Wie hoch ist der Anteil von Besteigungen ohne künstlichen Sauerstoff und durch Frauen?
  • Wie viele der Gipfelbesteiger sind nicht zurückgekehrt?

Nord- und Südroute im Vergleich

Süd/Nord

Einschließlich der Nachmonsun-Saison 2002 zählte die Nordroute 524, die Südroute 988 und die anderen Routen am Berg 147 erfolgreiche Besteigungen. Die Verteilung zwischen Süd- und Nordseite war aber einem deutlichen Wandel unterworfen, der u.a. politische Gründe hatte.

Die nebenstehende Grafik vergleicht die erfolgreichen Besteigungen auf der Süd- und Nordroute für die Jahre 1953 bis 2002.

Mitte der 90er Jahre erfolgt eine Verlagerung von Süd nach Nord, wohl auch wegen der drastisch angehobenen Gipfelgebühren auf der nepalischen Seite.
Beachtenswert übrigens, dass 1986 niemand auf einer der beiden Routen den Gipfel erreichte (sondern nur 2 Kanadier über den Westgrat und 2 Schweizer über die Hornbein-Schlucht der Nordwand). 1981 erreichten fünf Amerikaner den Gipfel über den Südpfeiler, während es auf den Normalwegen keine Erfolge gab.
Das letzte Jahr, in dem der Gipfel von niemand erreicht wurde, war 1974.

Vor- und Nachmonsun im Vergleich

Saison Wie man dem Vergleich der erfolgreichen Besteigungen (auf allen Routen) entnehmen kann, findet die Mehrzahl der Besteigungen in der Vormonsun-Saison statt.

Dass im Nachmonsun weniger Bergsteiger den Gipfel erreichen, kann zwei Gründe haben:
(a) schlechtere Chancen
(b) weniger Expeditionen am Berg
Beides hat miteinander zu tun: Die Temperaturen sind niedriger, die Tage kürzer, und das Ende des Monsuns kann in manchen Jahren vier Wochen länger auf sich warten lassen als in anderen. Daher sind weniger Expeditionen unterwegs, und insgesamt kommen weniger Leute auf den Gipfel. In wieweit die Erfolgsquote schlechter ist, lässt sich kaum sagen, denn es gibt keine Daten über die potentiellen Besteiger, sondern nur über die erfolgreichen Besteigungen.

Ohne die genaueren Gründe hier weiter beleuchten zu wollen, scheint der Vormonsun also generell besseren Erfolg zu versprechen.

Der günstigste Tag?

bester Tag
bester Tag
Für die Jahre von 1990 bis 2002 haben wir die Anzahl der Gipfelerfolge nach Tagen im Vormonsun analysiert. Die Grafik zeigt das Ergebnis für die Nord- und die Südroute.
Die besten Chancen scheinen also um Mitte Mai zu bestehen.
Eigenartigerweise gibt es auf der Südroute eine starke Konzentration auf wenige Tage, während die Erfolgstage im Norden gleichmäßiger verteilt sind. Das kann aber damit zusammenhängen, dass auf der Nordseite mehr kleinere Expeditionen unterwegs sind, und die meist großen, "geführten" Expeditionen auf der Südseite einem gewissen Herdentrieb unterliegen.

Frauen auf dem Mount Everest

Von den 1659 erfolgreichen Besteigungen bis Ende 2002 waren (nur!) 79 durch Frauen. Die Grafik rechts zeigt die Verteilung nach Nationalitäten.

Ohne künstlichen Sauerstoff waren Lydia Bradley (1988, NZ), Alison Hargreaves (1995, GB) und Francys Arsentiev (1998, USA) auf dem Gipfel. Sechs Frauen waren zweimal auf dem Gipfel.
Frauen

Mit oder ohne künstlichem Sauerstoff

107 Besteigungen fanden ohne künstlichen Sauerstoff statt.
8 Besteiger kamen nicht zurück (2 auf der Südroute, 3 auf der Nordroute, 3 auf anderen Routen). Das sind also 7%.
Dagegen kamen bei den 1552 Besteigungen mit künstlichem Sauerstoff 33 Menschen auf dem Rückweg ums Leben (18 auf der Südroute, 12 auf der Nordroute, 3 auf anderen Routen) - also 2%.
Es gibt keine Statistik darüber, wieviele Versuche ohne künstlichem Sauerstoff tragisch endeten. Die Zahlen der Besteiger legen jedoch nahe, dass ein grundsätzlicher Verzicht auf Flaschensauerstoff das Risiko deutlich erhöht.

Wie groß ist das Risiko?

Das ist eine schwierige Frage, die sich auch schwerlich statistisch untermauern lässt. Viele bergsteigerisch völlig Unbedarften waren erfolgreich - Anfängerglück, oder gute Planung ? Viele bekannte Bergsteiger, oft mit mehrfacher Everest-Expeditionserfahrung, sind dort umgekommen - übertriebener Ehrgeiz, oder einfach Pech ?
Leider gibt es immer wieder Unglücke am Everest. Da es keine Statistik über die Zahl der Everest-Aspiranten gibt, sondern nur über die Gipfelbesteigungen, kann man keine "Unfallwahrscheinlichkeit" angeben. Angesichts der Vielfalt der Unglücksursachen wäre das auch nicht sehr sinnvoll. Immerhin: Trotz einzelner Ereignisse wie dem 1996er Disaster nehmen die Unfallzahlen, gemessen an den erfolgreichen Besteigungen, im Lauf der Jahre stetig ab.
Die unfallträchtigsten Orte am Mount Everest sind der Khumbu-Eisbruch, die Lhotse-Flanke und die Nordseite des Nordsattels. An diesen Orten gab es mehrfach Lawinenunfälle, die bis zu sieben Tote forderten - häufig Sherpas beim Lastentragen oder Absichern der Route. Wie weit die Unfälle von 1922 am Nordsattel für die heutigen Verhältnisse relevant sind - bei wahrscheinlich völlig veränderten Eisverhältnissen und auch veränderter Sicherungstechnik - muss offen bleiben.


Deutsche, Schweizer und Österreicher auf dem Gipfel (bis einschließlich 2002)

Deutsche
1.11.05.1978 Reinhard Karl Süd
2.14.10.1978 Sepp Mack Süd
3.14.10.1978 Hubert Hillmaier Süd
4.14.10.1978 Hans Engl (o.S.) Süd
5.16.10.1978 Sigi Hupfauer Süd
6.16.10.1978 Willi Klimek Süd
7.17.10.1978 Georg Ritter Süd
8.17.10.1978 Bernd Kullmann Süd
9.01.10.1979 Gerhard Schmatz Süd
10.01.10.1979 Hermann Warth Süd
11.02.10.1979 Hannelore Schmatz + Süd
12.02.10.1979 Tilman Fischbach Süd
13.02.10.1979 Günter Kämpfe Süd
14.04.10.1992 Ralf Dujmovits Süd
15.09.05.1994 Helmut Seitzel Süd
16.09.05.1994 Ekke Gundelach Süd
17.27.05.1999 Helga Hengge Nord
18.22.05.2001 Jörg Stingl (o.S.) Süd
19.23.05.2001 Josef Streif Nord
20.17.05.2002 Claudia Bäumler Nord
21.17.05.2002 Hartmut Bielefeldt Nord
Österreicher
1.03.05.1978 Robert Schauer Süd
2.03.05.1978 Wolfgang Nairz Süd
3.03.05.1978 Horst Bergmann Süd
4.08.05.1978 Peter Habeler (o.S.) Süd
5.14.05.1978 Oswald Ölz Süd
6.14.05.1978 Franz Oppung Süd
7.15.10.1978 Kurt Diemberger Süd
8.14.05.1995 Josef Hinding (o.S.) Nord
9.23.05.1996 Robert Schauer Süd
10.26.05.1998 Heinz Rockenbauer Nord
11.22.05.2001 Theo Fritsche (o.S.) Nord
12.22.05.2001 Stefan Gatt (o.S.) Nord
13.23.05.2001 Wolfgang Fasching Nord
14.23.05.2001 Erich Gatt Nord
Schweizer
1.23.05.1956 Jürg Marmet Süd
2.23.05.1956 Ernst Schmied Süd
3.23.05.1956 Hans-Rudolf von Gunten Süd
4.24.05.1956 Adolf Reist Süd
5.16.10.1978 Robert Allenbach Süd
6.01.10.1979 Hans von Känel Süd
7.30.08.1986 Erhard Loretan (o.S.) N/H
8.30.08.1986 Jean Troillet (o.S.) N/H
9.26.09.1988 André Georges Süd
10.13.05.1999 Constantine Niarchos Süd
11.17.05.2000 Kari Kobler Nord
12.17.04.2000 Josef Hurschler Nord
13.19.05.2000 Bernhard Fahrner Nord
14.23.05.2001 Robert Bösch Nord
15.23.05.2001 Evelyne Binsack Nord
16.16.05.2002 Stéphane Schaffter Süd
17.16.05.2002 Yves Lambert Süd
18.16.05.2002 Diego Wellig Nord
19.16.05.2002 Rasso Bumann Nord
20.16.05.2002 Kari Kobler Nord
21.16.05.2002 Michèle Mérat Nord
22.16.05.2002 Raphael Chassot Nord
23.17.05.2002 Daniel Perler Nord
24.25.05.2002 Arnold Witzig Süd
  • Süd: Normalweg Südseite
  • Nord: Normalweg Nordseite
  • N/H: Nordseite/Hornbein-Schlucht

Von den 59 Besteigungen durch Deutsche, Schweizer und Österreicher fanden 7 ohne künstlichen Sauerstoff statt: Peter Habeler, Hans Engl, Erhard Loretan, Jean Troillet, Jörg Stingl, Theo Fritsche, Stefan Gatt.

Hannelore Schmatz starb auf dem Rückweg an Erschöpfung.


Datengrundlage: Peter Gillman, "Everest, 70 Jahre menschliches Wagnis", Berg-Verlag, ISBN 3-7634-1171-2.
Die Daten über die Gipfelbesteigungen sind der zweiten Auflage entnommen und reichen bis einschließlich Vormonsun 1998. Ergänzungen stammen aus der Liste von AdventureStats.
Die Daten der Besteiger sind vollständig bis Ende 2002.
Die Daten der am Berg Verunglückten sind vollständig bis 31. Dezember 1992; für den Zeitraum von Januar 1993 bis Mai 1998 liegen nur Daten über die verunglückten Gipfelbesteiger vor. Für Nachmonsun 1998 bis Ende 2002 liegen keine verlässlichen Daten über die Unfallzahlen vor.


Valid HTML 4.0! Diese Seite entspricht dem HTML 4.0 Standard. Aktualisiert am 08. April 2003 durch Hartmut Bielefeldt